dig dis!cover with Techno Germany
Ich freue mich sehr, dass wir heute zusammen sprechen können. Ich glaube, der Name “Techno Germany” ist für jeden ein Begriff, der sich näher mit Techno oder generell mit elektronischer Musik auseinandersetzt. Wie hat das Ganze angefangen?
Wir haben 2016 angefangen – einfach aus Spaß, nach einem guten Partyabend. Damals haben wir eine Facebook-Seite erstellt und zunächst einfache Memes und Inhalte rund um Techno gepostet. Das lief einige Jahre so, und wir sind organisch gewachsen. Später sind wir dann auch auf Instagram gewechselt. Als unsere Seite dort immer größer wurde, haben wir zunehmend Kontakt zu Artists bekommen. 2018 haben wir schließlich auch unser Label gegründet. Das war ein ganz natürlicher Schritt, der sich aus dem Wachstum unserer Seite ergeben hat.
Wenn das ursprünglich als Partynamen oder Partyreihe gedacht war – wie konnte sich daraus eine so enorme Reichweite entwickeln? Wie erklärst du dir das? Lag es daran, dass der Content, den ihr gepostet habt, die Leute genau im richtigen Moment begeistert hat? Oder woran würdest du das schnelle Wachstum festmachen?
Ich denke, es war eine Mischung aus verschiedenen Faktoren. Natürlich spielt es eine große Rolle, regelmäßig Content zu posten, wenn man wachsen will. Aber ehrlich gesagt: Wachstum war damals gar nicht unser Ziel. Wir haben das einfach gemacht, weil es uns Spaß gemacht hat – wir waren selbst Raver und kamen so in die Szene. Wir haben einfach immer weiter gepostet, und so ist die Seite organisch gewachsen. Eine klare Vision hatten wir anfangs noch nicht. Die entwickelte sich erst mit der Zeit – parallel dazu, wie die Technoszene insgesamt einen Boom erlebt hat. Aus der Nische wurde plötzlich Mainstream und unser Label ist dann natürlich auch weiter gewachsen.
Du hattest ja schon erwähnt, dass das Musiklabel 2018 entstanden ist. Wie kam es dazu? Habt ihr gezielt Artists angesprochen und kannst du erzählen, wie sich das Ganze entwickelt hat?
Wir haben für das Label den Namen Techno Germany Records übernommen – also den Namen, den es schon für unsere Marke gab, auch wenn es damals noch kein Label war. Die ersten Artists kamen tatsächlich auf uns zu. 2018 hatten wir bereits eine Reichweite aufgebaut, die groß genug war, um Künstler zu promoten und zu unterstützen – vor allem solche, deren Musik wir selbst gefeiert haben. So ist das Ganze ins Rollen gekommen: Nico Moreno war einer der ersten, mit dem wir im Austausch standen. Irgendwann kam die Idee auf, ein paar seiner Tracks zu veröffentlichen. Und das war dann der Startschuss: Wir dachten uns, okay, wir machen jetzt ein Label aus Techno Germany. Wir haben da gar nicht lange überlegt, sondern einfach den bestehenden Namen übernommen und losgelegt.
Mega cool! Aktuell habt ihr ja knapp 30 Releases, was in den letzten Jahren auf jeden Fall viel ist. Aber ihr habt ja auch zusätzlich noch Merch, und irgendwie habe ich das Gefühl, ihr macht super viel. Gibt es etwas, wo du sagen würdest: „Okay, darauf legen wir besonders den Fokus“ – oder würdet ihr sagen, das gehört für euch alles zusammen?
Seit dem Start 2018 haben wir einfach kontinuierlich weitergemacht. Mit der Zeit kamen viele neue Hörer und Raver dazu, und dadurch hat sich vieles ganz organisch entwickelt – zum Beispiel auch, dass wir angefangen haben, T-Shirts als Merch zu verkaufen. Die Bookingagentur kam dann vor etwa dreieinhalb Jahren dazu.
Nichts davon war wirklich im Voraus geplant – es hat sich alles als Gesamtkonzept ergeben. Wie du schon sagst, das Label ist stetig gewachsen, inzwischen haben wir fast 30 Releases.
Aber unser Fokus lag nie auf einem bestimmten Bereich. Uns ging es immer um die Szene, die Musik, die Artists und die Raver. Wir setzen uns keine festen Ziele und definieren keinen klaren Fokus. Vielmehr wollen wir ein Sprachrohr sein – ein Hub, ein Ort für die Community.
Ihr habt ja gesagt, dass die Artists und auch die Menschen, die die Musik hören, für euch im Fokus stehen. Aber nach welchen Kriterien schaut ihr eigentlich? Also, welche Merkmale oder Eigenschaften müssen die Artists mitbringen, um mit euch zusammenarbeiten zu können?
Konkrete Merkmale oder Voraussetzungen gibt es bei uns eigentlich nicht. Wir sind grundsätzlich offen für Newcomer – das sieht man auch in unseren Releases. Mit unserer „Rising Artist“-Vita legen wir bewusst den Fokus auf sehr kleine, noch unbekannte Artists.
Dabei wollen wir unsere mittlerweile große Reichweite gezielt dafür nutzen, diesen Artists – die stark produzieren und echtes Potenzial haben – eine Plattform zu bieten, die sie sonst vielleicht nicht bekommen würden.
Für uns war nie entscheidend, wie groß jemand ist. Es geht vielmehr darum, wie motiviert jemand ist, was er produziert und wie sehr er hinter seiner Musik steht. Ob jemand mit echter Leidenschaft dabei ist – das merkt man in der Regel ziemlich schnell.
Deshalb waren wir immer offen – und werden es auch bleiben – für alle Artists und Producer, die wirklich für das brennen, was sie tun.
Ich finde es schön, dass ihr insbesondere Newcomern ein eigenes Format gebt. Aber würdest du trotzdem sagen, dass es wichtig ist, eine Mischung zu haben – also zwischen etablierten Artists und Newcomern –, damit das Ganze harmonischer miteinander funktioniert?
Auf jeden Fall. Ich finde es generell wichtig, allen Artists eine Chance und eine Plattform zu geben. Dabei ist es durchaus sinnvoll, auch etablierte Artists einzubeziehen – zum Beispiel, indem man sie gemeinsam mit weniger bekannten Artists auf einer EP featured. Eine gute Balance zwischen Bekannt und Unbekannt ist für mich persönlich sehr wichtig.
Wie schon gesagt: Es gibt unglaublich viele talentierte Producer da draußen, die einfach nie die Gelegenheit bekommen, ihre Musik einem größeren Publikum zu präsentieren. Genau da setzen wir an – wir wollen diesen Artists eine Bühne bieten. Denn gute Musik allein reicht nicht immer. Selbst wenn du eine starke Plattform hast, die dich unterstützt, spielen viele Faktoren eine Rolle.
Zum Beispiel: Was will das Publikum gerade hören? Trifft die Musik überhaupt den aktuellen Nerv? Musik folgt, wie vieles im Leben, bestimmten Trends.
Am Ende ist es immer ein Zusammenspiel aus vielen Dingen – und es gehört auch immer ein Stück Glück dazu. Das gilt nicht nur für die Artists, sondern auch für uns als Techno Germany. Auch wenn bei uns vieles organisch gewachsen ist – ein gewisser Glücksfaktor war definitiv dabei.
Gerade die Corona-Zeit war für uns so ein Moment: Für uns als Marke, als Instagram-Seite, als Online-Brand war das tatsächlich ein Glücksfall. Viele Menschen sind damals neu in die Szene gekommen – und gleichzeitig auch online. Das hat unser Wachstum enorm beschleunigt.
Deswegen: Ja, Leidenschaft und Qualität sind wichtig – aber ein bisschen Glück gehört immer dazu.

Wir haben jetzt schon viel über Techno Germany, das Label und auch ein bisschen über Social Media gesprochen. Aber mich würde noch interessieren: Was ist eigentlich deine Rolle in dem ganzen Konstrukt? Wofür bist du verantwortlich?
Ich habe Techno Germany damals zusammen mit meinem Bruder gegründet – und bin bis heute für alles verantwortlich. In den ersten vier, fünf Jahren haben wir komplett alleine gearbeitet. Inzwischen haben wir aber ein Team, das uns unterstützt, zum Beispiel im Bereich Artist & Repertoire, also beim A&Ring des Labels.
Außerdem arbeiten Designer mit uns an unseren Kollektionen und wir haben auch Mitarbeiter in unserer Booking Agentur.
Konkret bin ich im Labelkontext dafür zuständig, Demos zu hören, den Kontakt zu den Artists zu pflegen und mich um alle vertraglichen Angelegenheiten zu kümmern.
Kurz gesagt: Ich habe bei allem ein Auge drauf.
Teilt ihr euch die Aufgaben – zum Beispiel beim Anhören der Demos? Ich kann mir vorstellen, dass ihr extrem viele Demos am Tag bekommt. Wie einigt ihr euch da, wie läuft das ab?
Du hast vollkommen recht – bei einer großen Plattform wie unserer bekommen wir tatsächlich Tausende Demos im Jahr. Es ist fast unmöglich, sich wirklich alles anzuhören.
Wir versuchen, das bestmöglich aufzuteilen – meistens zu zweit oder zu dritt – und hören uns so viele Demos an, wie es zeitlich möglich ist. Unser Ziel ist es natürlich, möglichst viele Einsendungen durchzugehen und auch Rückmeldungen zu geben – egal ob positiv oder, wenn es mal nicht ganz passt, eben auch ehrlich und konstruktiv.
Wir geben wirklich unser Bestes, aber alles zu schaffen ist schlicht nicht machbar.
Ist es dann auch so, dass du zum Beispiel die Releases auf der dig dis! Plattform hochlädst? Oder hast du dabei Unterstützung?
Das ist ein Aufgabenbereich, der bei meinem Bruder Nico liegt. Er kümmert sich um alles Kreative – also um Musik, Content und eben auch um das Hochladen der Releases.
Ich selbst arbeite eher im Hintergrund: Ich bin für das Marketing zuständig, für die vertraglichen Angelegenheiten und – wie schon erwähnt – auch für die Demos.
Insgesamt haben wir zum Glück eine gute Aufteilung: Nico ist der kreative Kopf, ich bin eher für die kaufmännischen und organisatorischen Themen zuständig. So ergibt sich eine natürliche Rollenverteilung, die für uns sehr gut funktioniert.
Wir sind ja wirklich schon jahrelang Partner. Wie bist du und dein Bruder damals auf dig dis! gekommen? Und wie konnten wir euch insbesondere bei der Labelarbeit unterstützen?
Absolut – das ist mir Anfang des Jahres auch noch mal richtig bewusst geworden. Wir arbeiten tatsächlich seit dem Start unseres Labels mit dig dis! zusammen, also seit 2018 und dem allerersten Release. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Wie du schon sagst: Nach all den Jahren sind wir immer noch Partner.
Und ich kann wirklich nur Positives sagen – allein die Zeit spricht ja schon für sich. Wir sind nach wie vor bei unserem ersten Distributor und super zufrieden. dig dis! unterstützt uns in jeder Hinsicht. Besonders schätzen wir, dass wir einen festen Ansprechpartner haben – übrigens immer noch denselben wie ganz am Anfang.
Egal ob Fragen oder Probleme auftauchen – das Team ist immer erreichbar und steht uns zur Seite. Die Zusammenarbeit ist sehr fair, partnerschaftlich und auf Augenhöhe. Dafür sind wir wirklich dankbar.
Und ja – wir freuen uns definitiv auf viele weitere gemeinsame Jahre mit euch!
Eine Sache, über die ich auch noch gerne sprechen möchte: Ihr habt eine super große Social-Media-Followerschaft, aber auch auf SoundCloud seid ihr extrem stark. Und es gibt ja zudem noch die Podcastreihe, bei der letzte Woche die 168. Folge erschienen ist – was wirklich beeindruckend ist. Magst du erzählen, wie das entstanden ist und wie ihr an die Artists für den Podcast kommt?
Wie du schon sagst – wir stehen auf SoundCloud kurz vor den 100.000 Followern, was wirklich unglaublich ist. Manchmal muss man sich wirklich die Augen reiben, wenn man sich das bewusst macht. Im Alltag denkt man da gar nicht ständig drüber nach, aber wenn man es dann hört, wird einem erst klar, wie viele Menschen das tatsächlich sind.
Gerade mit dem Podcast freuen wir uns besonders, weil wir dort auch kleineren Artists eine Plattform bieten können. Die Mixes geben unserer Community die Möglichkeit, neue Musik zu entdecken. Für uns war die Podcast-Reihe der nächste logische Schritt – Podcasts sind einfach eine tolle Möglichkeit, den Hörer*innen etwas Persönliches oder auch mal etwas Experimentelles zu zeigen.
Manchmal sprechen wir Artists direkt an, manchmal kommen sie auf uns zu. Es gibt keine festen Voraussetzungen, um Teil der Serie zu sein. Aber: Wir bekommen mittlerweile rund 50 Anfragen pro Woche – also etwa 150 bis 200 pro Monat, nur für den Podcast. Deshalb können wir natürlich nur einen kleinen Teil berücksichtigen.
Wir achten dabei auf eine gute Balance: zwischen bekannten und neuen Artists, aber auch zwischen verschiedenen Subgenres. Uns geht es nicht nur um klassischen Techno – wir wollen auch Entwicklungen in Bereichen wie Bounce oder Groove abbilden, weil da aktuell sehr spannende Trends entstehen.
Es war wirklich ein super schönes Gespräch mit dir. Danke für die offenen Einblicke in die Entwicklung von Techno Germany, eure Arbeitsweise und die Leidenschaft, die hinter allem steht. Wr sind gespannt, was als Nächstes kommt – und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.